Zeit. Oder keine Zeit?
Im ganz normalen Alltag ist uns die Zeit das Selbstverständlichste auf der Welt. Mit unseren Uhren, die wir am Arm oder als Handy mit uns herumtragen, sind wir ständig über den jeweils aktuellen Zeitpunkt informiert. Und unsere innere Uhr, unser Biorhythmus stützt die vereinbarte Zeitmessung, höchstens mal mit leichten Irritationen, wenn von Winter- auf Sommerzeit umgestellt wird.
Dabei haben wir gar kein Organ, mit dem wir in der Lage sind, Zeit unmittelbar zu erkennen, geschweige denn zu messen. Wir greifen auf bewährte, aber dennoch willkürlich definierte Ideen und Erfindungen zurück, die wir mit der Zeit immer mehr verfeinert haben.
Um 1800 v.Chr. haben die Babylonier den Tag in 24 Stunden, die Stunde in 60 Minuten und die Minute in 60 Sekunden eingeteilt. Zu Beginn waren Sonne und Sterne das gültige Maß. Heute gilt die Atomuhr als weltweite Referenz. Rund um die Welt sind einige davon in Betrieb, ihre Koordination steht für die Weltzeit.
Die Zeit regelt und bestimmt unser Leben. Es ist höchst praktisch, sie zu haben. Gesellschaftliches Miteinander konnte sich mit ihrer Hilfe überaus erfolgreich entwickeln. Also nehmen wir die Zeit als gegeben hin, sie erweist uns einen hervorragenden Dienst in allen Lebensbereichen.
Dabei ist wissenschaftlich keineswegs bewiesen, dass es die Zeit überhaupt gibt. Und dennoch braucht und nutzt jede wissenschaftliche Disziplin die Zeit in irgendeiner Form. Sie ist nicht nur aus der Physik, der Psychologie, aus der Medizin und der Ökonomie nicht wegzudenken. Ohne Zeit gäbe es kein Wachstum, keine Entwicklung.
Und wenn es die Zeit dann doch gibt oder einfach geben muss, weil ja eine ganze Menge dafür spricht, dann können wir ihr Wesen weder erkennen noch erklären. Aber wir können uns dem Phänomen Zeit nähern, es von allen Seiten beleuchten und betrachten.
Zeit zu haben, hilft uns allen.
Wir wollen gemeinsam herausfinden wie und warum. Und die gesammelten Ergebnisse und Erkenntnisse allen zur Verfügung stellen.
Was ist Zeit?
Wie wird Zeit erlebt?
Wie wird Zeit erfasst?
Wie wird Zeit erinnert?
Es taucht aber auch die Frage auf, ob wir Zeit einfach erfunden haben, weil wir sonst mit den Dingen des Alltags nicht vorankommen? Und was das Zeitverständnis der verschiedenen Religionen unterscheidet?
Oder ob es am Ende nicht doch viel besser wäre, einfach keine Zeit für die Zeit zu haben. Sie schlicht hinzunehmen. Spass zu haben an, mit und in der Zeit?
„know time. Das Museum der Zeit“
Guenter Koch
3. Juli 2014 @ 10:03
Zeit ist in der Tat ein schwieriger Gegenstand, gleich, ob man sie unter naturphilosophischen, kognitiven, chronobiologischen, geschichtlichen, usw. Gesichtspunkten zu erfassen versucht.
Ich entsinne mich, dass ich einst als Jungwissenschaftler mich mit der formalen Fassung von Zeit“kalkülen“ auseinadersetzen musste, um eine informatische Spezifikationssprache für Software zur sog. Echtzeitprogrammierung zu entwerfen; das Design von sog. formalen Sprachen gehörte damals zur Königsübung für Informatiker, und wie man weiß – Coding wird heute schon in der Schule gelehrt – werden über programmiersprachliche Konzepte auch Konzeptwelten konstruiert, die in der Algorithmisierung unserer Netzwelt maßgeblichen Einfluss darauf haben, wie diese Welt „funktioniert“.
Das genannte „Zeitkalkül“ vermittelt dazu in der Dimension Zeit interessante Einsichten über absolute und relative Zeit, Zeitdauern, Zeitdifferenzen, konditionale Abhängigkeiten, Proritäten, Dringlichkeit, Echtzeit etc. So richtig spannend wird’s dann, wenn die Physik der Zeit reinspielt, die dann die Zeit komplett reativiert. Da sind wir allerdings schon bei den höheren Formen des Zeitkalküls.
Holger Simon
5. Juli 2014 @ 14:59
Wie ist es möglich, dass ein “Zeitkalkül” Einsichten über absolute und relative Zeit ermöglicht. Ist es möglich, das zu veranschaulichen? So ist doch das Phänomen Zeit gerade nicht in ein Kalkül zu fassen – und damit zu definieren – sondern zeigt sich nur in der Erfahrung. Oder wie würden Sie dies beschreiben?