Sprache ist gestaltete Zeit
Aber erst durch die Sprache gewinnen wir ein Verhältnis zur Zeit. Sie erlaubt uns, Vergangenes festzuhalten, Erfahrungen nicht nur zu machen, sondern auch weiterzugeben. Geschichte und Geschichten zu erzählen, Traditionen zu bilden. Sie befähigt uns, das Gegenwärtige zu deuten, und ermöglicht uns gleichzeitig, künstliche Welten zu erschaffen, Utopien zu entwerfen und uns selbst in anderen Entwürfen zu sehen. Dies alles vermag Sprache, weil sie in der Folge ihrer Zeichen selbst gestaltete Zeit ist.
— Gottfried Honnefelder
Quelle: Gottfried Honnefelder (1995). Was also ist Zeit? Insel Taschenbuch, S. 275 f.
Reinhard
22. Juni 2014 @ 15:20
Daraus folgt ja dann unmittelbar, dass Lebewesen, die keine sprachlichen Abstaktionsmöglichkeiten haben, mit Zeit so gar nichts anfangen können. Auch für die Tiere und für die Natur insgesamt, vergeht zwar Zeit – nur, sie wissen es nicht ?