Innere Uhr – Zeit zu erwachen

Der Frühling steht vor der Tür, die ersten Vorboten kündigen ihn an. Einige Schneeglöckchen und Krokusse strecken schon neugierig ihre Köpfchen aus den Beeten mancher Vorgärten und läuten das Wiedererwachen der Natur nach dem Winter ein. Doch worum erkennt die Flora eigentlich, dass es nun wieder Zeit ist zu sprießen?

Diese Fragen stellte sich die Menschheit schon bereits vor knapp 100 Jahren. Damals versuchten die beiden US-Forscher des U.S.-Department of Agriculture in Washington D.C. Wightman W. Garner und Harry A. Allard herauszufinden, von welchen Bedingungen die Blütezeiten einer Pflanze abhängig waren. Als Untersuchungspflanzen dienten die Tabakpflanze Maryland Mammoth und die Sojabohnensorte Biloxi. Nachdem sie die Temperatur veränderten, die Feuchtigkeit regulierten und die Nährstoffzufuhr erhöhten, konnten sie noch keine Ergebnisse erzielen. Die Tabakpflanze blühte weiterhin im Dezember und die Sojabohne weiterhin im September. Erst als die beiden Forscher die Lichtzufuhr veränderten, erkannten sie einen Zusammenhang zwischen Blütezeit und Belichtungsdauer.

Der sogenannte Photoperiodismus ist also das Phänomen, welches für die Blütezeit der Pflanzen zuständig ist. Pflanzen tragen in sich eine Art Lichtsensor, mit dem sie messen können, wie lange die Sonne scheint. Die Tageslänge ist entscheidend dafür, wann Pflanzen blühen. Schneeglöckchen, die als Kurztagpflanzen bezeichnet werden, strecken dementsprechend ihre Köpfchen als eine der ersten Pflanzen aus der Erde, während Langtagpflanzen, wie die Sonnenblume, erst viel später im Jahr blühen. Neben der Dauer des Tageslicht, registrieren Pflanzen aber auch, ob die Tage länger werden, oder kürzer. Dies ist notwendig, denn aufgrund der bloßen Tageslichtdauer könnte es so zu einer Verwechslung von Frühling und Herbst kommen. Was die Tageslichtmessung anbelangt sind Pflanzen wahre Meister: ihre innere Uhr kann die Dauer bis auf 10-15 Minuten genau erfassen.

Den Forschern Garner und Allard gelang damit ein großer Durchbruch! Im Zuge ihrer Forschungen konnten sie auch aufklären, warum manche Pflanzen nur an bestimmten Orten wachsen können. Beispielsweise, warum Spinat nicht in den Tropen angebaut werden kann. Ihre Antwort war simpel, aber clever. Spinat braucht mindestens 14 Tage lang täglich mindestens 14 Stunden Sonnenlicht. Da dies in den Tropen nicht gewährleistet ist, ist Spinat dort nicht kultivierbar.

Schneeglöckchen und Krokusse sind also ein sicheres Indiz dafür, dass die Tage wieder länger werden und dafür, dass der Frühling ins Land zieht. An diesem Wochenende merkt man dies sicher aber nicht nur an den Frühlingsboten, die das Erdreich verlassen, sondern auch daran, dass sich die Menschen wieder vermehrt aus den Häusern trauen. Zeit zu erwachen und die erste Sonne zu tanken!

Literaturverzeichnis

www.max-wissen.de/Fachwissen/show/5843?seite=1

www.wissen.de/schneegloeckchen-bluetenweisse-vorboten-des-fruehlings

Ein Text von Carolin Ayasse.