Eine Woche Zeit, ein Museum der Zeit zu gründen: „Ein Schritt vor, ein Schritt zurück…“
Es ist kaum zu glauben, aber der vorletzte Tag ist angebrochen und ich schaffe es endlich, morgens an dem (vermeintlich) menschenleeren Strand eine Joggingrunde zu genießen: Vier harte Kerle aus unserer Gruppe haben sich tatsächlich in die Fluten gewagt und kommen mir erfrischt und vollgepumpt mit Endorphinen entgegen. Das Wetter ist herrlich, die Lichtstimmung könnte nicht schöner sein und als auch noch ein kleines Fischerbötchen am Horizont auftaucht, ist es schon fast zu kitschig, um wahr zu sein…
Nach den sportlichen Aktivitäten widmen wir uns gestärkt und mit Hochdruck den drei Themen “Inhalte, Formate, Organisation”. In meiner Gruppe, die sich mit dem Oberbegriff “Organisation” beschäftigt, legen wir fest, welche Rechtsform, Träger und Entwicklungsmöglichkeiten ein Museum der Zeit einnehmen könnte. Wir sprechen über Kooperationen und interne Organisation mitsamt einer Abteilungsstruktur. Eine der Abteilungen ist dabei Audience Development. Dieser Begriff wurde in den 1990-er Jahren in angelsächsischen Ländern geprägt und beschreibt eine interne Strategie zur Entwicklung von Besucherschichten. Hier steht die Beziehung zum Besucher im Fokus und spiegelt sich in einer holistischen Betrachtungsweise von einzelnen Disziplinen wie Marketing, PR, Vermittlung, Besucherforschung etc. mit dem Ziel, eine auf den Besucher ausgerichtete Gesamtkommunikationsstrategie zu erzielen.
Bei den anschließenden Präsentationen der Bereiche “Inhalte und Formate” haben wir das Gefühl, nicht mehr richtig durchzublicken. Immer wieder kommt in Diskussion die Frage nach dem “Kunden” und seinen Bedürfnissen auf, denn wir fühlen uns ohne die Klärung dieser Frage orientierungslos und sind uns alle einig: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, und nicht dem Angler. Eine simple Regel, die jedoch gerade im Kulturbereich gern mal “übersehen” wird. Also gehen wir doch wieder einen Schritt zurück und bearbeiten das Thema “Zielgruppe”, indem jeder von uns einfach mal für sich selbst überlegt, welches Bedürfnis er im Hinblick auf das Museum der Zeit hat und wie das Museum der Zeit eben dieses Bedürfnis besser als der Wettbewerb stillen kann. Einige Begriffe wie Inspiration, Innovation, Überraschung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Gespräche. Das nachfolgende Video von Einem aus unserer Mitte deckt die Begriffe ab und ist ein schönes Beispiel für mögliche Inhalte: Klaus Richter, Künstler und Kurator des Kulturforum Alte Post Neuss, bei einer Performance mit Reiner Scharlowsky. Video bei Youtube
In der Folge filtern wir dabei konkrete Themen heraus, die wir nochmals ranken und damit auf drei kompakte Pakete reduzieren.
Endlich sehen wir wieder klarer: Es lohnt sich also, auch mal einen Schritt zurück zu gehen, um dann mit Volldampf loszulegen!
Ein Text von Barbara Wolf, culrurebrands.de TAG 4 / Museum der Zeit