Fünf Gründe für ein virtuelles Museum – Teil 1

Fünf Gründe für ein virtuelles Museum – Teil 1

„Ihr wollt was? Ein virtuelles Museum bauen?“, diese Fragen wurden uns nicht nur einmal gestellt. Schließlich sind virtuelle Museen in unserem Alltag noch längst nicht angekommen. Jawohl! Wir wollen ein virtuelles Museum aufbauen. Ein Museum, das sich dem Thema Zeit widmet und ausschließlich im Internet zugänglich ist. Ein bisschen Skepsis darf da natürlich sein, aber eigentlich ist die gar nicht nötig. Denn es gibt Gründe, die für ein virtuelles Museum sprechen. Und davon mindestens zehn, die triftig genug sind, ein solches Museumsprojekt anzugehen. Hier werden die ersten fünf vorgestellt.

  1. Der weltweite Zugang

Virtuelle Museen sind nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Im Internet sind sie frei von überall zugänglich. So entfallen außerdem weite Anfahrtswege und zusätzliche Reisekosten. Daher ist ein Besuch nicht nur einem exklusiven Kreis vorenthalten, der es sich leisten kann, sondern richtet sich an Interessierte aller Schichten und Klassen und zwar aus aller Herren Länder. Virtuelle Museen sind weltweit sichtbar – für Besucher und Sponsoren! Ein weiterer Vorteil dabei: auch Berufstätige müssen auf diese Weise nicht auf einen Museumsbesuch unter der Woche verzichten. Im Unterschied zu herkömmlichen Museen, schließt das virtuelle Museum nämlich nicht um 18 Uhr seine Pforten und erreicht somit eine größere Zielgruppe und Reichweite.

  1. Präsentation verschiedener Kunstformen

Gängige Kunstgattungen wie Malerei, Skulptur, Zeichnungen und Druckgraphiken sind uns bekannt. Mit dem Internet öffnet sich jedoch auch Raum für weitere Kunstformen, die analog nicht darstellbar sind. Die Rede ist dabei von webbasierter Kunst, sogenannter WebArt oder Digitaler Kunst. Da der Charakter webbasierter Kunst einem virtuellen Museum nahekommt – beides ist nicht real verortet –  bietet das virtuelle Museum dafür hervorragende Räumlichkeiten. Nur hier können solche Kunstformen gesammelt, bewahrt, erforscht, ausgestellt und vermittelt werden. Somit impliziert ein virtuelles Museum ebenfalls, wie konventionelle Museen, die Standards nach dem ICOM Code of Ethics.

Digitale Kunst, wie diese ist ausschließlich im Internet sichtbar.

  1. Ausstellungsinhalte

Wie aus den Standardfunktionen nach dem ICOM Code of Ethics hervorgeht, schreibt es sich ein Museum auf die Fahne auszustellen, zu sammeln, zu forschen, zu bewahren und zu vermitteln. Üblicherweise gibt es themenspezifische Museen, wie beispielsweise Kunst- oder Naturkundemuseen. Welches Museum nimmt sich aber abstrakter Themen an, wie etwa den Themen Zeit, Farbe und Geschmack? Und wie können solche abstrakte Facetten unseres Lebens überhaupt adäquat präsentiert werden? Um diesen Themen auf den Zahn zu fühlen, bedarf es mehr als einer Präsentation von Uhren, Farbschemata und sauren Zitronen. Vielleicht bietet hier ein virtuelles Museum vielfältigere Ansätze. Zum Beispiel weil es nur hier möglich ist, ein Uhrwerk von innen zu betrachten?

  1. Barrierefreiheit

Burgen, Schlösser, Gärten und viele andere Gebäude mehr: Denkmalgeschützte Museumsgebäude und Ausstellungsflächen dürfen und können nicht einfach baulich verändert werden. Für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen kann das schnell zu Problemen führen. Aufgrund fehlender Aufzüge wird diesen Menschen der Zugang entweder verwehrt oder sie müssen weite Umwege in Kauf nehmen. So werden sie schlichtweg aus dem Kreis der Besucher ausgeschlossen, bzw. ihnen wird der Besuch erschwert. Bei einem webbasierten Museum ist diese Barriere niedriger als bei konventionellen Ausstellungsorten. Lediglich ein Internetzugang wird benötigt, um das virtuelle Museum zu betreten. Und das nicht nur vom heimischen Schreibtisch, sondern weltweit. Womit wir auch schon beim zweiten Grund wären…

  1. Unterhaltungskosten

Manche Ausstellungshäuser haben mit besonderen Widrigkeiten zu kämpfen. Fehlende Aufzüge wurden bereits im ersten Punkt thematisiert. Auch Brandschutz kann zu einem unleidigen Thema werden. Abgesehen von der denkmalgeschützten Bausubstanz spielen aber auch finanzielle Aspekte in die Entscheidung mit ein, inwieweit etwas überhaupt verändert werden kann. Weitere Finanzierungslöcher können auch durch allgemeine Unterhaltungskosten wie Miete, Personal, Aufbewahrung oder Konservierung entstehen. Kosten, die zu einem Großteil bei der Unterhaltung virtueller Museen entfallen. Zwar kommen hier andere Kosten hinzu, diese stehen aber in keinem Verhältnis zu denen herkömmlicher Museen. Auf eine Alarmanlage übrigens kann ebenfalls getrost verzichtet werden. In virtuellen Museen kann höchstens geistiger Diebstahl begangen werden, was wiederum ein generelles Problem digitaler Inhalte darstellt.

Fünf Gründe, die für ein virtuelles Museum sprechen, sind ein guter Anfang, aber beileibe noch nicht alle…

Text von Carolin Ayasse, Fotos von https://pixabay.com.